Während die Sommerabende stets von Outdoor-Aktivitäten bestimmt sind, genieße ich die Winterabende gerne drinnen und schaue mir Dokumentationen oder Diskussionsrunden im Fernsehen an. Gerade politische Diskussionsrunden bringen mich als Fernsehzuschauer allerdings immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Da fällt der eine dem anderen ins Wort oder macht den Gesprächspartner mit Killerphrasen oder persönlichen Angriffen wie „Sie haben doch keine Ahnung“ mundtot. Obwohl ich nur stiller Beobachter bin, rührt solch ein verbaler Schlagabtausch mein Gemüt teilweise sehr und ich ertappe mich dabei, wie ich manchmal lauthals schimpfend vor dem Fernseher sitze und ich zum Teil sogar um- oder ausschalten muss. Doch warum ist das so? Und worauf ist dies zurück zu führen?
Gerade bei kontroversen Haltungen zu bestimmten Themen (z.B. Tempolimit, Umweltschutz, Naturschutz) ist unsere Argumentation durch unsere dahinterliegenden Werte geprägt. Dabei können Werte verstanden werden als unsere ganz persönliche Interpretation der Welt. Sie entstehen durch die Auseinandersetzung mit der Umwelt und den Lebensumständen, in denen wir uns befanden und befinden. Werte sind uns also durch unsere Sozialisation gewissermaßen angelernt worden.
Meinen Eltern war es beispielsweise sehr wichtig, dass wir unseren jeweiligen Gesprächspartner ausreden lassen. Die Werte, die sich für mich daraus entwickelt haben sind Gleichberechtigung und Wertschätzung. Daher führen die obig erwähnten Diskussionsrunden bei mir auch zu einem erhöhten Pulsschlag und lassen mich hin und wieder meine Contenance verlieren. :)
Schauen Sie doch mal auf Ihre Werte: Wissen Sie, welche Werte Ihnen wichtig sind?
Wenn Sie jetzt mit „Nein“ geantwortet haben, lassen Sie den Kopf nicht hängen. Sie sind in guter Gesellschaft. Viele unserer Trainings-Teilnehmer und Coaching-Klienten haben anfangs damit Schwierigkeiten.
Daher lade ich Sie zu folgender Übung ein:
Nehmen Sie sich ca. 15 Minuten Zeit und notieren Sie auf einem Blatt Papier Ihre Antworten auf die folgenden Fragen: Was ist mir wichtig in den Lebensbereichen „soziale Kontakte/ Gesundheit/ Job und Karriere/ Finanzen/ Ich“?
Beispiel aus dem Lebensbereich „soziale Kontakte“:
Wichtig | Dahinterstehende Werte |
Menschen, denen ich vertrauen kann | Ehrlichkeit, Geborgenheit, Zuverlässigkeit |
Menschen, mit denen ich lachen kann | Freude, Heiterkeit, Humor |
Menschen, die mich um Rat fragen | Anerkennung, Bedeutung |
Jedem Wert geht also ein persönliches Bedürfnis voraus, das es zu entdecken gilt. Achten Sie doch in den nächsten Gesprächsrunden mal darauf, was Ihr Gegenüber sagt und was sich dahinter verbergen könnte, und fragen Sie nach! Zeigen Sie ehrliches Interesse an der Meinung des Gegenübers! Ein „madig machen“ á la oben genannter Diskussionsrunde führt nämlich automatisch zu einer Abwehrhaltung und trägt wenig zu einem wertschätzenden Umgang und zu einer gegenseitigen Annäherung bei. Lassen Sie es also gerne mal bei einem „we agree to disagree“, denn Werte sind unser persönlichstes Gut und nicht verhandelbar.