CHRISTOPH BAUER
Digitalisierung, Agilität, VUKA, Leadership 4.0...– Haben Sie noch den Durchblick im Buzzword-Bingo?
Digitalisierung, Agilität, VUKA, New Work, Digital Leadership, Design Thinking, Selbstorganisation, Working Out Loud ... Die Liste der aktuell kursierenden Buzzwords ließe sich leicht fortführen. Und sie lassen sich zu wunderbar nichtssagenden Sätzen kombinieren. Wie wäre es beispielsweise mit diesem? „Im Zeitalter der Digitalisierung und der VUKA-Welt braucht es Digital Leader, die ihr Unternehmen zu agilen Organisationen wandeln, Selbstorganisation fördern und für mehr Innovation durch Design Thinking sorgen.“ Der Satz kann entweder eine Revolution für Unternehmen bedeuten oder als Buzzword-Bingo abgehakt werden.
Dass bei der Geschwindigkeit dieser Entwicklungen sich auch Organisationen neu erfinden müssen, scheint offensichtlich. Starre Organisationsstrukturen, Silos und lange Entscheidungswege führen ins wirtschaftliche Aus. Unternehmen müssen agiler werden. Leider wird der Begriff „Agilität“ häufig fälschlicherweise mit „Schnelligkeit“ gleichgesetzt. Dies ist jedoch eine sehr oberflächliche Betrachtung des Begriffs. Richtig verstanden meint „Agilität“ Anpassungsfähigkeit. Agile Organisationen sind in der Lage, sich schnell auf Veränderungen einzustellen, beziehungsweise initiieren notwendige Veränderungen.
Unternehmen füllen den Begriff „Agilität“ sehr unterschiedlich mit Leben. Für die einen bedeutet es, Projekte mit den Methoden des Agilen Projektmanagements durchzuführen. Für andere bedeutet eine agile Organisation flache Hierarchien, weitreichende Selbstorganisation der Mitarbeiter und ein neues Führungsverständnis. Und wieder andere sehen die Transformation zur agilen Organisation als einen kulturellen Wandlungsprozess in der Art der Zusammenarbeit.
Was unterscheidet nun klassische Unternehmen von agilen Organisationen? Ich möchte Ihnen einige Differenzierungsmöglichkeiten anbieten: Agile Organisationen richten ihre Prozesse stringent am Markt und am Kunden aus. Abteilungen oder Silos verschwinden zugunsten von interdisziplinär zusammengesetzten Teams bzw. Kreisen. Es gibt wenig bis keine formalen Machtstrukturen. Stattdessen werden Entscheidungen an der Basis und mit Blick auf den Kunden getroffen. Führung ist nicht positionsbezogen, sondern kann von jedem Mitarbeiter übernommen werden. Die Teams organisieren und steuern sich zum größten Teil selbst.
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Klassische Organisation |
Agile Organisation |
Struktur |
Funktionale Trennung, Silos |
Funktionale Integration in Kreisen |
Macht |
Top-down |
Bottom-up |
Entscheidungskompetenz |
Bürokratisch an der Spitze der Machtpyramide |
Konsequent und dynamisch an der Basis |
Steuerung |
Top-down Steuerung |
Selbstorganisation und -kontrolle |
Aus dieser knappen Beschreibung wird bereits deutlich, wie weit eine agile Transformation gehen kann. Sie geht weit über ein „Wir machen jetzt auch agil“ hinaus.
Agile Organisationen verfügen in der VUKA-Welt über wesentliche Vorteile gegenüber ihren Marktteilnehmern. Sie entwickeln bessere Strategien, weil mehr Köpfe mitdenken. Sie treffen schnellere Entscheidungen – und zwar dort, wo die Informationen vorliegen, nämlich bei den Mitarbeitern. Sie beschäftigen sich weniger mit sich selbst, weil die Wertschöpfungsprozesse und Strukturen konsequent am Kunden ausgerichtet sind. Es entsteht mehr Ownership und Engagement bei den Beteiligten. Flexible Rollenkonzepte und Prozesse führen zu einer höheren Anpassungsfähigkeit an neue Anforderungen. Agile Organisationen sind fokussiert und flexibel. Effizienz und Geschwindigkeit können eine Folge daraus sein.
Agile Organisationen sind eine Notwendigkeit und die Antwort auf die VUKA-Welt. Agilität ist kein Trend, sondern eine nachhaltige, weil erforderliche Entwicklung. Was bedeutet Agilität für Ihr Unternehmen? Lassen Sie es uns gemeinsam herausfinden.